20 Jahre Psychotherapeutenkammer des Saarlandes

Ein Bericht von unserer Feier am 30. August

In diesem Jahr feiert die PKS ihr 20-jähriges Jubiläum. Dies wurde am 30.08.2024 mit einem Festakt im Haus der Ärzte gebührend gefeiert. Es war ein geselliger Abend mit freundlichen Grußworten, einer unterhaltsamen Moderation und interessanten Kurzvorträgen, die das Publikum auf eine kleine Zeitreise mitnahmen.

Den Auftakt des Abends bildete das Grußwort von Präsidentin Stefanie Maurer, die die zahlreich erschienenen Gäste herzlich willkommen hieß. Stolz blickte sie auf den gemeinsamen berufspolitischen Weg der Psychotherapeut*innen in den letzten 20 Jahren im Saarland zurück: „Ich bin sehr froh darüber, dass wir heute den Vorteil haben, von zwei Jahrzehnten voller Erfahrungen, Erfolgen und gemeinsamer Arbeit profitieren zu können. Wir haben als Kammer Standards gesetzt, ethische Grundsätze verteidigt, uns für die Rechte und das Wohl unserer Patientinnen und Patienten eingesetzt und durch unsere Arbeit aktiv dazu beigetragen, psychische Erkrankungen und ihre persönlichen, sozialen und gesellschaftlichen Folgen sichtbarer zu machen.“

Den zukünftigen Herausforderungen, wie der Digitalisierung, der Umsetzung der Finanzierung der neuen Weiterbildung oder der Versorgungssituation sieht Stefanie Maurer auch angesichts der ausgezeichneten Teamarbeit zuversichtlich entgegen.

Geschäftsführer Christian Lorenz führte die Gäste anschließend durch das Programm des Abends. Zum Auftakt seiner Moderation stellte er das Team der Geschäftsstelle und die verschiedenen Aufgabenbereiche vor, anschließend übergab er das Wort an Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung.

Dr. Jung sprach nicht nur seine Glückwünsche anlässlich des Jubiläums aus, sondern nutzte die Gelegenheit auch, um sich für die fachliche Zusammenarbeit zu bedanken. Einer der wesentlichen Punkte in der Zusammenarbeit sei die Frage, ob wir überhaupt über eine ausreichende Anzahl an Psychotherapieplätzen im Saarland verfügen. Dabei würden Statistiken dies zwar bejahen, sehr lange Wartezeiten auf Therapieplätze allerdings eine andere Sprache sprechen. Dr. Jung sieht hier Handlungsbedarf und betonte: „Manche Probleme dulden keinen Aufschub!“ Er thematisierte unter anderem Gründe für den wachsenden psychotherapeutischen Behandlungsbedarf im Saarland, welche beispielsweise in gesellschaftlichen Herausforderungen, wie der Pandemie oder der Flüchtlingsbewegung, liegen. „Diese Themen gehören an die Öffentlichkeit!“, so der Gesundheitsminister. Ebenso wichtig seien Themen wie die bedarfsbemessene Planung im Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie, sowie die Organisation und Finanzierung der Weiterbildung von Psychotherapeut*innen. Zudem sei es drängend, unter Wahrung des Datenschutzes, Brücken des Dialogs zwischen der Kinder- und Jugendhilfe und den Kinder- und Jugendlichentherapeut*innen zu bauen.

Dr. Jung betonte die Bedeutung der Psychotherapeutenkammer, sich auch in Zukunft aktiv zu gesellschaftlichen Entwicklungen zu äußern. Er versicherte, dass das Gesundheitsministerium den Anliegen der Kammer stets Gehör schenken werde.

Danach richtete Sabine Maur, Vizepräsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer und Präsidentin der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz, ein Grußwort an die Gäste. Sie bezeichnete die Psychotherapeutenkammer als „unverzichtbaren Pfeiler der Berufsgemeinschaft der Kammern“. Die besondere Beziehung zwischen der Kammer des Saarlandes und der in Rheinland-Pfalz bestünde auch, weil sich Präsident*innen und Vorstandsmitglieder schon immer sehr schätzten und Gemeinsamkeiten, wie die geringen Ressourcen der kleineren Kammern, zusammenschweißen würden. Maur stellte klar, dass die Kammer deutlich mehr als nur eine Institution sei. Es sei an erster Stelle ein Netzwerk von Fachleuten mit wissenschaftlicher Expertise, Empathie und Leidenschaft, welches sich für psychische Gesundheit einsetze. Die saarländische Perspektive sei hierbei wichtig und bereichere den Austausch auf Bundesebene. „Die nächsten Jahre werden uns gesundheitspolitisch herausfordern“ betonte auch Maur. Unter anderem meinte sie damit den steigenden Bedarf an Prävention, den besseren Zugang zur Psychotherapie und die Weiterentwicklung von Versorgung. Hier seien die ersten Weichenstellungen, wie im Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz, allerdings noch nicht ausreichend. Zukünftig würden die Landesministerien zusätzlich unter Druck geraten, wenn es psychotherapeutische Nachwuchsprobleme gäbe. Maur betonte, dass sich auf Bundesebene weiter für den Nachwuchs eingesetzt würde – nicht nur für die Finanzierung, sondern auch für ausreichende Therapieplätze. Hierbei sehe sie die Psychotherapeutenkammer des Saarlandes als „unverzichtbare Partnerin“ an.

Nachfolgend gab Christian Lorenz den Startschuss zur Reise durch die Zeit der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes.

Diese Reise begann mit Einblicken in die Vergangenheit, welche Gründungspräsidentin Ilse Simon-Rohr für die Gäste eindrücklich präsentierte. Sie berichtete von der „Geburt“ der Kammer, welche am 02.02.2004 nach nicht ganz komplikationsloser und langer „Schwangerschaft“ endlich erfolgte. Bis 2002 das neue Saarländische Heilberufekammergesetz in Kraft trat und in Absatz 2 die Psychotherapeutenkammer des Saarlandes als öffentliche Berufsvertretung der PP und KJP nannte, waren zahlreiche Hürden zu überwinden und viele Meilensteine zu erreichen. So wurden 1964 psychische Störungen als behandlungsbedürftige Krankheit eingestuft und 3 Jahre später zunächst nur für niedergelassene ärztliche Psychoanalytiker als Kassenleistung abrechenbar. Aufgrund des steigenden Bedarfs wurde 1972 das Delegationsverfahren eingeführt und 1980 erweitert. Die Krankenkassen ermöglichten aufgrund der steigenden Nachfrage in Deutschland schließlich freiberuflichen Psychotherapeut*innen, im Erstattungsverfahren psychotherapeutische Leistungen abzurechnen. 1990 trat dann das Psychotherapeutengesetz in Kraft, was Psychotherapeut*innen zu „legalen Kindern von Mutter kassenärztliche Vereinigung und Vater Krankenkasse“ machte. Daraufhin folgte das sog. 10-Pfg-Urteil, welches regelte, dass Psychotherapeut*innen angemessen vergütet werden sollten. Dies wurde durch das Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetz zusätzlich gestärkt. Mit dem Psychotherapeutengesetz gab es außerdem die Möglichkeit, für Psychotherapeut*innnen eine Landeskammer einzurichten. Nachdem 2002 das neue Saarländische Heilberufekammergesetz in Kraft trat, wurde die Psychotherapeutenkammer dort offiziell als öffentliche Berufsvertretung der Psychologischen Psychotherapeut*innen und der Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen genannt. Um eine Kammer zu gründen, mussten potenzielle Mitglieder zunächst durch den Errichtungsausschuss bei der Approbationsbehörde erfragt werden. Daraufhin konnte das 1. Wählerverzeichnis erstellt werden. Die Gründungspräsidentin berichtete von einer sehr hohen Wahlbeteiligung bei der Wahl zur 1. Kammer. In der konstituierenden Sitzung im Februar 2004 wählten 17 Vertreter*innen den Vorstand mit Ilse-Simon-Rohr als Präsidentin. Es galt viele Aufgaben zu bewältigen. Regelungen, Ordnungen, ein Haushaltsplan und die Entscheidung für ein Versorgungswerk standen auf der Agenda. „All diese Aufgaben gemeinsam angepackt und zum Teil bewältigt zu haben war schon eine große Leistung“, berichtete Simon-Rohr mit Stolz.

Die Gegenwart wurde durch den Vorstand der PKS – Stefanie Maurer, Sandra Dörrenbächer, Christina Roeder, Gundula Steinke und Silke Wendels – dargestellt. Einleitend berichtete Vizepräsidentin Sandra Dörrenbächer von der Entwicklung des Vorstands der gegenwärtigen Legislatur. Unter der Überschrift „Gegenwart zwischen Bleiben und Wandel’“ zeichnete sie die Entwicklungsphasen des Vorstands mit dem Bild eines langsam wachsenden Baumes nach. Sie sprach vom chaotischen Anfang, vom Formungsprozess, von der Suche nach Orientierung, den unvermeidlichen Stürmen und schließlich vom Übergang zu einer handelnden Einheit, die erst inmitten einer engagierten Vertreter*innenversammlung kraftvoll gedeihen kann. Dies führte zu den gegenwärtigen Aufgaben, die von Vorstand und Vertreter*innenversammlung gemeinsam bearbeitet werden. Im Vorfeld wurden hierzu von den Mitgliedern der Vertreter*innenversammlung Themen gesammelt, welche für diese in Verbindung mit der gegenwärtigen Kammerarbeit stehen. Als zentrale Themen kristallisierten sich die Begriffe Verfahrensvielfalt, Chancengleichheit, Sichtbarkeit, Generativität, Versorgung, Lernendes System, Teamarbeit und Vernetzung deutlich heraus und wurden im Anschluss ausführlich dargestellt. Dabei wurde erneut die Bedeutung der engen Zusammenarbeit zwischen dem gegenwärtigen Vorstand und der Vertreter*innenversammlung klar erkennbar, die als Grundlage für den gemeinsamen Erfolg dient und dienen wird.

Einblicke in die Zukunft der Kammer wurden durch den psychotherapeutischen Nachwuchs, nämlich durch Studentinnen der Universität des Saarlandes, gewährt. Sie teilten Wünsche, Ängste und Gedanken der Psychotherapeut*innen von morgen mit. Alissa Drohberg, Bachelorstudentin im neuen Studiengang Klinische Psychologie und Psychotherapie, betonte die notwendige Einbindung der Studierendenschaft in berufspolitische und fachliche Entscheidungen, um auf die Bedürfnisse der nächsten Generationen eingehen und anpassungsfähige Strukturen gewährleisten zu können. „Nur so können wir alle sicherstellen, dass unsere Profession dynamisch, zukunftsorientiert und am Puls der Zeit bleibt.“, so Drohberg. Ines Ben Hmouda, Masterstudentin des Studiengangs Klinische Psychologie und Psychotherapie sprach über die besonderen Herausforderungen und Hoffnungen der Studierenden. Der neue Studiengang zeichne sich durch einen hohen Praxisanteil aus, was den Studierenden durch wertvolle Erfahrungen im direkten Patientenkontakt auf die zukünftige Rolle in der Psychotherapie vorbereite. Ungewissheiten in Bezug auf Weiterbildungsmöglichkeiten nach dem Abschluss seien ein zentrales Thema und würden es den Studierenden erschweren, mit Sicherheit und Zuversicht auf die berufliche Zukunft hinzuarbeiten. Die Studierenden drängen auf mehr Klarheit und Transparenz bezüglich der Konzepte, der Finanzierung, der Umsetzung und der Zusammenarbeit mit Ausbildungsinstituten und Kliniken. „All diese Aspekte sind derzeit noch mit vielen Unklarheiten behaftet, und wir Studierende wünschen uns mehr Informationen und Sicherheit in diesen Fragen.“ Die Studentinnen betonten, dass die Zukunft der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes in den Händen der jetzigen und der zukünftigen Psychotherapeut*innen liege, weshalb weiterhin in die universitäre Lehre investiert und neue Wege beschritten werden müssen. Drohberg und Ben Hmouda betonten die Motivation der Studierendenschaft mit daran zu arbeiten, die Erfolgsgeschichte der Kammer fortzuschreiben, die wesentlich zur Entwicklung und Stärkung der psychotherapeutischen Versorgung im Saarland beitrage.

Zum Abschluss des Abends wurde bei ausgelassener Stimmung auf das Jubiläum der Kammer angestoßen. Die Gäste genossen den Austausch, schwelgten gemeinsam in Erinnerungen und schmiedeten Zukunftspläne. Motivation, Engagement und Leidenschaft für den Beruf und das Überwinden von zukünftigen Herausforderungen waren über den gesamten Abend hinweg spürbar. Dies lässt zuversichtlich in die Zukunft der Kammer blicken.

Auf weitere erfolgreiche Jahre!

(Text: Julia Spanier)