Bericht vom Saarländischen Psychotherapeut*innentag

5. Saarländischer Psychotherapeut*innentag 23.08.2025 Ärztekammer des Saarlandes, Faktoreistraße 4, 66111 Saarbrücken „Psychotherapie in Zeiten globaler Krisen“ Silke Wendels, Gundula Steinke, Stefanie Maurer, Sandra Dörrenbächer, Sabine Roeder

Am 23.08.2025 fand der 5. Saarländische Psychotherapeut*innentag in der Ärztekammer des Saarlandes statt. Neben vielen interessierten Mitgliedern waren auch Gesundheitsminister Dr. Magnus Jung, Referatsleiter Patrick Unverricht, Präsident der Ärztekammer Dr. Markus Strauß, sowie der Geschäftsführer der Ärztekammer Herr Michael John zu Gast.

Die Eröffnung der Veranstaltung übernahm die Präsidentin der Psychotherapeutenkammer des Saarlandes, Stefanie Maurer. In Ihrer Begrüßungsrede bedankte sie sich für das große Interesse an der Veranstaltung, sie sprach über aktuelle Krisen, deren kumulative und verstärkende Wirkung sowie die damit verbundenen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Laut Präsidentin Maurer prägen längere Wartezeiten, komplexe Symptombilder und die Notwendigkeit, die gesellschaftliche Realität stärker in psychotherapeutische Prozesse einzubeziehen, den psychotherapeutischen Alltag. Sie machte aber auch auf die Chancen, die Krisenzeiten mit sich bringen, aufmerksam. Denn solche Erfahrungen können Menschen dazu befähigen, emotionale Widerstandsfähigkeit, also Resilienz, aufzubauen. Aus beruflicher Sicht würden Krisenzeiten auch Entwicklungschancen für Psychotherapeut*innen mit sich bringen, indem sie zur Adaption von Therapieformen und zur Förderung des kollegialen Austauschs und der gegenseitigen Unterstützung beitragen, erklärte die Kammerpräsidentin. Krisenzeiten machen außerdem die therapeutische Arbeit sichtbarer und lassen die Anerkennung wachsen. Laut Maurer könnte der Schlüssel darin liegen, dass Krisen nicht nur als Bedrohung, sondern als Katalysator für Wachstum und Veränderungen gesehen werden. Mit diesen Worten wünschte Sie allen Teilnehmer*innen und Referent*innen eine erkenntnisreiche Veranstaltung.

Im Anschluss begrüßte Dr. Strauß, Präsident der Ärztekammer, die Gäste und zeigte sich als Hausherr erfreut über die heranwachsende Tradition, die Ärztekammer als Veranstaltungsort bereitstellen zu dürfen. Zudem hob er die freundschaftliche und enge Zusammenarbeit bei gemeinsamen Fortbildungsveranstaltungen und dem Gemeinsamen Beirat positiv hervor.

Im Anschluss übergab Vorstandsmitglied Christina Roeder nach kurzer Begrüßungsansprache das Wort an den saarländischen Minister für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit.

Dr. Magnus Jung zeigte sich erfreut über die wieder aufgelebte Tradition des Saarländischen Psychotherapeut*innenentages, die auch wegen Corona einige Zeit ruhte. Er betonte, dass die aktuellen Krisenzeiten einige Themen-Überlappungen in der Psychotherapie und Politik mit sich bringen. Wichtig sei die Betrachtung der Ursachen und Folgen solcher Krisen, wobei die psychotherapeutische Analyse eine gute Grundlage für die Politik darstelle. Die steigenden Zahlen psychisch Erkrankter, die Versorgungsschwierigkeiten, mit hoher Auslastung in der stationären Versorgung und langen Wartezeiten im ambulanten Bereich, lassen sich mit auf das Phänomen der Stapelkrisen, inklusive einer Resilienzkrise, zurückführen, so Dr. Jung. Bei der Bewältigung spiele nicht nur die Forschung zu den Auslösern, sondern auch besonders die Prävention eine große Rolle. Den Saarländischen Psychotherapeut*innentag beschrieb er hierzu als gute Grundlage und betonte, dass die Politik sich stets über den Austausch mit Expert*innen, wie sie an diesem Tag zusammentrafen, freue. Dr. Jung sprach auch über die aktuell beschriebene „Überversorgungslage“ im Land, die nicht die Wirklichkeit beschriebe. Lange Wartezeiten besonders im Bereich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie würden eindeutig eine andere Sprache sprechen. Der Bund sei bereits dazu aufgefordert die Bedarfsplanung an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. Dazu sei allerdings auch psychotherapeutischer Nachwuchs notwendig. In der Vergangenheit gab es deshalb bereits einen Austausch mit der PKS, welcher dazu führte, dass Dr. Jung auf der Gesundheitsministerkonferenz den Antrag einbrachte, die Finanzierung der Weiterbildung für Pychotherapeut*innen zu beschließen. Insgesamt gab es in der Vergangenheit bereits viele gemeinsame Themen, für deren vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit er sich dankbar zeigte und zum Ausdruck brachte, dass er sich das auch für die Zukunft so wünsche.

Im Anschluss leitete Vorstandsmitglied Christina Roeder an Sabine Leonhardt über, die im Rahmen der Veranstaltung die Ehrung von Irmgard Jochum und Sabine Münnich-Hessel übernahm. Frau Leonhardt untermalte Ihre Ansprache mit einer Vielzahl von Gedichten, die ihre Botschaft emotional verstärkten. Sie beschrieb Gespräche mit Weggefährten von Frau Jochum und Frau Münnich-Hessel, welche die ehemalige Präsidentin und Vizepräsidentin als wertschätzende Teamplayer beschrieben, die Gespräche auf Augenhöhe führten, denen es ums Tun und nicht um Siegen ging und die damit durch Weitblick zur Weiterentwicklung der Kammer beitrugen. Die Rednerin betonte zudem die individuellen herausragenden Qualitäten und das beeindruckende Schaffen der Geehrten, auch in Krisenzeiten. Zum Abschluss der feierlichen Ehrung erhoben sich alle Anwesenden zu stehenden Ovationen.

Anschließend übergab Christina Roeder das Wort an Vizepräsidentin Dr. Sandra Dörrenbächer und Vorstandsmitglied Silke Wendels, die in Ihrem Vortrag über Aufwachsen in Krisenzeiten- Kindsein und Entwicklung im Zeitalter von Unsicherheit referierten. Darauf folgten weitere interessante Vorträge. Prof. Dr. Hans-Jürgen Wirth sprach in seinem Vortrag über Verlusterfahrung, Vulnerabilität und die Zukunft der Psychotherapie. Dr. Fabian Chmielewski referierte darauffolgend zu Globalen Krisen in der Psychotherapie.

Die Veranstaltung fand ihren finalen Programmpunkt in einer abschließenden Diskussionsrunde.

(Bericht verfasst von Julia Spanier.)